Dietrich / Goertz - twocolors: onebrush
Der historische Wasserturm Wesel wird am Sonntag, 21. Juli 2024
zur Kulisse eines ungewöhnlichen Ausstellungsprojektes: „twocolors:onebrush“ lautet
die Idee des renommierten Schermbecker Künstlers Bernd Caspar Dietrich, der gemeinsam
mit dem New Yorker Künstler Augustus Goertz drei Ebenen des Wasserturms in der
Brandstraße 44, 46483 Wesel bespielen wird. Die Vernissage ist am Sonntag ab 11 Uhr, die
Künstler sind anwesend.
Twocolors:onebrush heißt sinngemäß übersetzt: Zwei Farben, ein Pinsel oder zwei Künstler,
eine Idee. Insbesondere die reliefartigen Oberflächen beider Künstler inspirierten sie bei ihrem
Kennenlernen im Frühjahr 2024 zu der Idee, die jeweiligen Arbeitsweise im Atelier in
Schermbeck gemeinsam auszuprobieren und einen Ausstellungspiloten zu wagen. Durch den
Besuch von Lothar Lubawski vom Verein Kunst im Turm Wesel entstand eine Verbindung
zwischen den Künstlern und dem Wasserturm.
Augustus Goertz ist in Greenwich Village im Westen Manhattans geboren und lebt heute im
Stadtteil TriBeCa. Weil es für Künstler enorm aufwendig ist, Kunstwerke durch den Zoll und
über weite Strecken zu transportieren, startete er am 10. Juli mit einer 20 Meter Leinwand im
artpark Atelier von Bernd Caspar Dietrich als „Artist in Residenz“. Motivation seiner
prozessualen Arbeit ist es auch, mit der „Erde seiner Ahnen“ aus NRW zu arbeiten. Ende des
19. Jahrhundert wanderte sein Urgroßvater aus der Klingen-Stadt Solingen mit einer Reihe
von Fachkräften in die USA aus, um dort eine Klingenfabrik zu gründen. „Meine Absicht ist es,
Kunstwerke zu schaffen, die die Erde, Steine, Samen und den Sand von Nordrhein-
Westfalen in die Textur meiner Bilder einbeziehen“, so Augustus Goertz. „Ich möchte nicht
nur mit dem Geist meiner Vorfahren verbunden sein, sondern auch mit der Heimat, von der
aus zu ihrem großen Abenteuer in die „Neue Welt“ aufgebrochen sind. Mein Ziel ist es, dass
meine Arbeit eine echte Verbindung zu den Menschen herstellt, die heute in dieser Gegend
leben.“ Bereits seine Eltern waren bekannte Künstler in den USA, seit frühster Kindheit ist er
in Ateliers aufgewachsen.
Mit der Arbeitsthematik Of The Earth - was so viel heißt wie von der Erde - arbeitet er schon
seit vielen Jahren. Die aktuelle Werkreihe, die nun in Deutschland entsteht, verbindet sowohl
die Erde als auch den ihr innenwohnenden Geist seiner Vorfahren. Er nennt sie „THE SOIL /
SOUL OF MY ANCESTORS“. Unter anderem rohe Schafswolle aus Gahlen, Federn, Moos
und Holzspäne werden in den Untergrund seiner Werke eingearbeitet.
In Korrespondenz dazu präsentiert Bernd Caspar Dietrich im Wasserturm thematisch Arbeiten,
in denen es im weitesten Sinne um Behausung geht. Aus der Serie BetonGold und den
Urbanisten zeigt Dietrich aktuelle und ältere Arbeiten, die die Idee von Augustus Goertz
aufnehmen und sie aus einer anderen Perspektive erzählen. Bei den Urbanisten geht es
darum, wie sich Gesellschaften immer mehr Raum nehmen und einnehmen. Mit der Serie
BetonGold untersucht der Künstler die Werte von Gesellschaften.
In einem Künstlergespräch am 25. Juli 2024 ab 18 Uhr stellen sich die Künstler einem
weiteren Dialog mit dem Publikum. Weitere Info: www.artpark.nrw
Kontakt:
Hella Sinnhuber, artpark Hoher Berg, 0172 2300504, h.sinnhuber@artpark.nrw
Priska Juschka, Konzeptraum Lichtundfire, New York, +1 347 977 5541
newyorkschermbeck@gmail.com
Augustus Goertz (1948) wurde zusammen mit zwei Schwestern in einem Künstler-/ Bohemien-
Haushalt der Künstlereltern Esther Meyer Goertz und August Goertz (Künstlername: Augustus
Goertz) in Greenwich Village, New York City geboren und wuchs dort auf. Er machte seine
Ausbildung an der LaGuardia High School in NYC, der Carnegie Mellon University in Pittsburgh,
PA (Schauspiel) und erwarb seinen BFA in Bildender Kunst am San Francisco Art Institute in San
Francisco, CA, wo er bei Bruce Nauman, Jay Defeo und Wally Hedrick studierte.
In den 1970er und frühen 1980er Jahren trat Augustus Goertz auch als Musiker auf, insbesondere
als Schlagzeuger bei Todd Capp & The Improvising Orchestra und als Sänger/Songwriter und
Schlagzeuger der in der New York Experimentalband NONE Of THE ABOVE (NOTA). Einige
Plattenveröffentlichungen sind in der Zeit entstanden.
Seit den 1970er Jahren lebt Augustus Goertz in Downtown Manhattan, zuerst in SoHo und später
in TriBeCa. In diesem Umfeld stellte er als bildender Künstler mit dem Schlagzeuger und
Bandkollegen Todd Capp in der Todd Capp Gallery im East Village aus und schloss sich der Sarah
Rentschler Gallery an, die viele aufstrebende Künstler*innen vertrat. Seit den 1990er Jahren wurde
Augustus Goertz durch zahlreiche US-Galerien vertreten und stellte unter anderem in Europa und
im Asia Pazifik Raum aus. 2015 gründete er mit der Kuratorin Priska Juschka den Projektraum
Lichtundfire im Lower East Side, im historischen Viertel im südöstlichen Teil von Manhattan in New
York City. https://www.augustusgoertz.com/
Bernd Caspar Dietrich (1957) wurde in Eilenburg/Sachsen geboren und ist in seiner Kindheit
unzählige Male umgezogen zwischen Niedersachsen, Finnland, Nordrhein-Westfalen und
Norwegen. Seine Jugend verbrachte er in Bad Pyrmont. Schon Ende der 1960er/ Anfang der
1970er Jahre hospitierte Dietrich dort bei dem bekannten Maler Georg Hoppenstedt und stellt 1978
zum ersten Mal in Bad Pyrmont aus.
Ende der 1980er Jahre bezog Dietrich ein 1000m2 Atelier in der Nähe der Kunstakademie
Düsseldorf und wurde dort stark beeinflusst unter anderem von dem Maler Antoni Tapies. Ende
der Neunziger Jahre lebte Dietrich in Kanada und hatte eine Gastprofessur für seine
Sandmaltechnik am Alberta College of Art & Design und der University of Calgary inne.
Seit 2004 lebt er gemeinsam mit Hella Sinnhuber in Schermbeck-Gahlen. 2014 gründeten sie mit
Freunden das gemeinnützige Projekt „artpark Hoher Berg“, ein Kunst-Natur-Refugium auf 7000
Quadratmetern mit einem Atelier und einer Ausstellungshalle. Seit 2016 sind sie verheiratet.
Seine Werke hängen in Privatsammlungen weltweit. Mit einem Auktionserfolg bei Christie´s
2023 und 2024 wurde Bernd Caspar Dietrich einer größeren Öffentlichkeit bekannt.